Was haben ein digitaler Richard Wagner, eigens geprägte Münzen und 3D-gedruckte Mini-gebäude gemeinsam? Sie waren im Sommer 2024 das Herz einer innovativen Ausstellung im Steingräber-Haus in Bayreuth, bei der Geschichte nicht nur erzählt, sondern spielerisch erlebt werden konnte.
Detailgetreue Miniaturmodelle von Bayreuther Bauwerken wie dem Festspielhaus oder dem Schloss Fantaisie waren in den Räumen verteilt. In der interaktiven Ausstellung „Hilf Richard, sein Festspielhaus zu bauen!“ wurden Gäste zu virtuellen Baumeistern. Statt Texttafeln zu lesen oder Exponate zu betrachten, packten die Besucherinnen und Besucher in einer eigenen App selbst mit an. Wer die QR-Codes auf den Modellen mit dem Smartphone oder Tablet scannte, konnte Rätsel lösen, Baumaterial sammeln und Münzen verdienen, um das legendäre Festspielhaus fertigzustellen.
Virtuell in die Vergangenheit eintauchen
„Wir wollten Geschichte mal anders rüberbringen – zum Anfassen und Mitmachen. Ein Museum kann ein Ort sein, an dem man selbst aktiv wird“, erklärte Florian André Unterburger, Vorsitzender des Industriemuseum Bayreuth e.V. „Industriegeschichte ist immer auch Innovationsgeschichte. Richard Wagner war ein Visionär, der mit revolutionären Ideen wie dem versteckten Orchester oder dem dunklen Zuschauerraum neue Maßstäbe setzte. Genauso denken wir auch über unser Museum nach: Wie schaffen wir mit moderner Technik neue Erlebnisse, Geschichte lebendig machen?“
Der 2022 gegründete Verein besteht aus unter Anderem aus Historikern, Programmierern, Designern und Architekten. Ihr Ziel: Museen neu denken. Sie organisierten zunächst kostenlose Stadtführungen in Bayreuth und vermittelten spannende Kapitel der Industriegeschichte. Das öffentliche Interesse nahm deutlich zu. Deshalb gingen sie bald einen Schritt weiter. Mit einem Budget von 60.000 Euro, das von der Oberfrankenstiftung und weiteren Förderern bereitgestellt wurde, setzte das Team innerhalb weniger Monate ihre Vision des Museums der Zukunft um.
„Unsere Ausstellung ist ein Prototyp. Wir wollten herausfinden, wie man digitale Technologien sinnvoll in eine Ausstellung integriert, wie beispielsweise Künstliche Intelligenz. Das Ergebnis zeigt: Es funktioniert – und begeistert Menschen aller Altersgruppen.“ Ältere Besucherinnen und Besucher, die kein eigenes Smartphone mitbrachten, konnten mit Leihgeräten in die digitale Bayreuther Vergangenheit eintauchen. Vereinsmitglieder waren während der Ausstellung anwesend und gaben Tipps oder halfen bei der Bedienung. Mitte November 2024 zog die erfolgreiche Ausstellung für zwei Monate in einen Leerstand in der Opernstraße.
Ein Pop-Up-Konzept für Bayreuth
Und die Planungen gehen bereits weiter: Der Verein arbeitet an einem Konzept für ein Pop-Up-Museum, das sich unterschiedlichen Facetten der Bayreuther Geschichte widmet – von Braukunst über Bergbau bis hin zur Textilindustrie. Langfristig soll dann ein fester Standort entstehen, an dem Geschichte(n) interaktiv erlebbar werden.
Dieser Artikel ist in der Ausgabe 2024/2025 des Mitgliedermagazins "O" von Oberfranken Offensiv e.V. auf Seite 24 und 25 veröffentlicht worden. Der gesamte Inhalt wurde nach bestem Wissen und Gewissen sorgfältig recherchiert, Irrtum und Satzfehler vorbehalten. Nachdruck oder Reproduktion in irgendeiner Form, auch auszugsweise, sind nur mit schriftlicher Genehmigung gestattet.